Stärkung für die Kaukasiologie in Jena
Vor kurzem ist der Bestand an kaukasiologischer Fachliteratur an der Universität Jena wesentlich gestiegen. Grund dafür ist der großzügige Nachlass von Herrn Prof. Dr. Winfried Boeder, der gemäß seinem Wunsch von seiner Witwe, Frau Doris Boeder, der Universität Jena vermacht wurde. Herr Dr. Boeder, der die Professur für Linguistik und Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Anglistik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg innehatte, war ein renommierter Forscher der georgischen und anderer kartwelischer Sprachen. Seine fundierten Kenntnisse der georgischen Sprache waren eine ausgezeichnete Voraussetzung, um enge Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen sowie mit den Gewährsleuten vor Ort aufzubauen und zu pflegen. Herr Boeder war ein häufiger Gast in Georgien und empfing seinerseits oft Besucher aus Georgien in Oldenburg. Die Intensität der beidseitigen Kontakte trug dazu bei, dass der kaukasiologische Bestand in der Privatbibliothek von Professor Boeder ständig wuchs. Herr Boeder war außerdem ein fleißiger Abonent von Zeitschriften und wissenschaftlichen Serien zu kaukasiologischen Themen und besaß eine lückenlose Sammlung solcher Titel. Die von ihm gesammelten Werke widmen sich Sprachen aus allen drei indigenen Sprachfamilien des Kaukasus, aber auch weiteren dort gesprochenen Sprachen wie dem Ossetischen. Ein weiterer Teil seines kaukasiologischen Nachlasses bestand aus elektronischen und handschriftlichen Texten. Aufgrund des großen Interesses an der historisch-vergleichenden Analyse der kartwelischen Sprachen Georgisch, Swanisch, Mingrelisch und Lasisch sowie ihrer dialektischen Variationen wurde Professor Boeder ständig dazu motiviert, Texte von einer Sprache in die andere zu übersetzen, um die Forschung mit vergleichbarem Textmaterial zu ermöglichen. Kurz bevor er sich aus der aktiven Forschungstätigkeit zurückzog, sorgte Herr Professor Boeder dafür, dass diese Materialien größtenteils in Form elektronischer Daten an die kaukasiologische Abteilung der Universität Jena übergeben wurden. Seine Hoffnung, die Veröffentlichung dieser Texte in der Zusammenarbeit mit den Kollegen und Kolleginnen der FSU zu verwirklichen, wurde jedoch durch die bald darauffolgende schwere Krankheit zunichte gemacht. Nach der mühsamen, aber dank der energische Unterstützung des Dezernats 4 - Bau und Liegenschaften erfolgreichen Überführung der Bibliothek von Oldenburg nach Jena wurden mehr als 50 laufende Meter Bücher in den Räumlichkeiten der Kaukasiologischen Abteilung des Instituts für Slawistik und Kaukasusstudien untergebracht. Nach der digitalen Edition der Handschriften wird der erste Teil des gemeinsam mit Prof. Boeder konzipierten Textkorpus Ende dieses Sommers zugänglich gemacht. Die elektronische Erschließung der Bücher ist bis zum Jahreswechsel geplant, sodass dann die gesamte Bibliothek für Nutzerinnen und Nutzer zur Verfüfung stehen wird. Mit dem Nachlass von Prof. Boeder verfügt die Kaukasiologie über die größte Sammlung an kaukasiologischer Fachliteratur in Deutschland.
Diana Forker
Elguja Dadunashvili
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